Beißende Trockenheit
Der Tränenfilm befeuchtet die Augen gleichmäßig, sodass sie sich reibungslos öffnen und schließen lassen. Die Tränenflüssigkeit versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Sie entsorgt Stoffwechselabbauprodukte. Bei Patienten, die trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca) haben, wird die Hornhaut nicht mehr lückenlos befeuchtet. Im Überblick
„Trockenes Auge“ ist zwar keine typische Alterserkrankung, kommt aber generell bei älteren Menschen häufiger vor als bei jüngeren. Mit zunehmendem Alter ist die Tränenproduktion vermindert. Frauen in den Wechseljahren sind besonders oft betroffen, weil sich durch die Hormonumstellung auch die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Tränenfilms verändern kann. Erkrankungen wie
Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma, Gefäßerkrankungen sowie Allergien können mit trockenem Auge einhergehen.
Trockene Augen können ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen, angefangen von geröteten Augen über Kratzen und Brennen bis hin zu lichtempfindlichen und tränenden Augen. Wind oder rauchige Luft verstärken die Beschwerden oft.
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Tränen sind der Lebenssaft der Hornhaut
Der gesunde Tränenfilm hält Horn- und Bindehaut glatt, geschmeidig und sauber. Er besteht aus
drei Schichten: einer Schleimschicht, einer wässrigen Schicht und einer fetthaltigen Schicht. Durch keimtötende Substanzen schützt er das Auge vor Infektionen. Außerdem hilft die Tränenflüssigkeit, die Hornhaut ausreichend mit Sauerstoff direkt aus der Luft zu versorgen. Produziert das Auge nicht genug Tränen oder stimmt die Zusammensetzung der Flüssigkeit nicht, kann die Hornhaut Schaden nehmen.
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Störfaktoren für den Tränenfilm
Auf die Qualität und die Menge des Tränenfilms nehmen eine ganze Reihe von Faktoren Einfluss. Sowohl körpereigene Prozesse als auch Einflüsse aus der Umwelt können die unangenehme Trockenheit im Auge verursachen:
- trockene Raumluft beziehungsweise trockenes Klima (zum Beispiel klimatisierte Büroräume, Wüstenregionen)
- Umweltgifte (Tabakrauch, Chemikalien, Autoabgase)
- Infektionen am Auge (vor allem durch Viren)
- verschiedene Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, Hormonstörungen oder rheumatische Erkrankungen
- Medikamente (zum Beispiel Betablocker, Östrogene)
- Hormonumstellung während der Wechseljahre
- Konservierungsmittel in Augentropfen/-salben
- Duftstoffe in Kosmetika
- Vitamin-A-Mangel
- Bildschirmarbeit (verringerte Häufigkeit des Lidschlages trocknet den Tränenfilm aus)
- Kontaktlinsen
- unvollständiger Lidschluss
- Erkrankungen der Tränendrüse (Entzündungen, Tumoren).
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Filterpapier für die Diagnose
Will ein Augenarzt den Verdacht auf trockenes Auge bestätigen, so kann er die Menge der Tränenflüssigkeit des Betroffenen prüfen. Beim
Schirmer-Test wird in beide Augen seitlich ein Filterpapierstreifen eingehängt. Die Menge der Flüssigkeit, die das Papier aufsaugt, ist eine Messgröße für die Menge der in einer bestimmten Zeit produzierten Tränenflüssigkeit.
Mit dem
Aufreiß-Test kann der Arzt die Qualität des Tränenfilms beurteilen. Gemessen wird, wie lange das Auge vom Tränenfilm benetzt bleibt. Hierzu wird ein Farbstoff ins Auge gebracht. Er färbt die Tränenflüssigkeit. Mithilfe einer Spaltlampenuntersuchung kann der Arzt die Zeit bis zum Aufreißen messen.
Linderung bei trockenem Auge bringen
künstliche Tränen in Form von Augentropfen. Diese Tropfen sollte der Patient bis zu fünfmal täglich oder je nach Absprache mit dem behandelnden Augenarzt sogar noch häufiger ins Auge träufeln. Es gibt viele verschiedene Produkte, die unterschiedlich zähflüssig sind.
Sie selbst können die Behandlung unterstützen, indem Sie regelmäßig frische Luft tanken, in trockenen Räumen einen Luftbefeuchter verwenden, die Lüftung zum Beispiel beim Autofahren nie direkt auf Ihr Auge richten und reizarme Kosmetika verwenden. Trockene Augen lassen sich außerdem mit
Punctum plugs behandeln. Dabei handelt es sich um winzige Stöpsel aus Silikon, die in die unteren Tränenpünktchen gesteckt werden. Dadurch behindern sie den Abfluss der Tränenflüssigkeit, wodurch die Menge der Tränen im Auge erhöht wird.
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Künstliche Tränen fürs trockene Auge
Tränenersatzmittel lindern die Beschwerden beim trockenen Auge. Die künstlichen Tränen bilden auf der Augenoberfläche einen Film, der das Auge feucht hält. Als sogenannte Filmbildner kommen Wirkstoffe wie
Carbomer, Hyetellose, Hypromellose, Natriumhyaluronat, Polyvinylalkohol oder
Povidon zur Anwendung. Es gibt Tropfen und Gele.
Viele Zubereitungen werden in Einzeldosenbehältnissen angeboten und können dadurch ohne Konservierungsstoffe verarbeitet werden. Diese Medikamente sind besser verträglich und eignen sich auch für
Kontaktlinsenträger. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Linsen während des Benetzens im Auge bleiben dürfen. Da die Empfehlungen je nach Produkt variieren, sollten Sie unbedingt die Angaben im Beipackzettel beachten.
Filmbildner werden auch kombiniert angewandt. Bewährt haben sich Kombinationen zwischen dünn- und dickflüssigen Mitteln, die unterschiedlich lange wirken. Durch die Kombination verlängert sich die kurze Wirkung des dünnflüssigen Filmbildners, gleichzeitig fällt die Beeinträchtigung der Sehfähigkeit durch den dickflüssigen Filmbildner schwächer aus.
Zusätze von
Vitamin A können einen möglichen Mangel am Auge ausgleichen. Normalerweise wird die Hornhaut über die Tränenflüssigkeit mit dem „Augenvitamin“ versorgt. Zu wenig Tränenflüssigkeit oder eine zu geringe Aufnahme des Vitamins über die Nahrung kann zu einer Unterversorgung am Auge führen und so die Symptome des trockenen Auges auslösen oder verstärken.
Kombinationen mit
Dexpanthenol sollen die Regenerationsprozesse der Binde- und Hornhaut beschleunigen. Man findet den Wirkstoff auch in vielen Wund- und Heilsalben.
Produkte, die
weißes Vaselin, dünnflüssiges Paraffin und Wollwachsalkohole enthalten, sind fetthaltiger als die oben erwähnten Filmbildner. Sie überziehen das Auge mit einem fetthaltigen Film und verhindern so das Verdunsten der Tränenflüssigkeit. Sie eignen sich beispielsweise, wenn trockene Augen durch unvollständigen Lidschluss verursacht werden. Aufgrund des höheren Fettgehaltes gibt es die entsprechenden Produkte nur als Augensalbe.
Bewahren Sie Filmbildner bzw. künstliche Tränenflüssigkeit nicht im Kühlschrank auf. Sie können zähflüssig werden und man kann sie dann nicht mehr ins Auge träufeln. Bei gleichzeitiger Anwendung anderer Augenarzneien soll zwischen der Anwendung der unterschiedlichen Medikamente ein Zeitraum von mindestens 15 Minuten liegen (Abweichungen je nach Produkt möglich).
Handelt es sich dabei um wirkstoffhaltige Augentropfen, gilt meistens die Regel: Filmbildner bzw. Tränenersatzmittel nach angemessenem Zeitabstand zuletzt eintropfen. Bei Augensalben findet man auch die umgekehrte Reihenfolge (erst Filmbildner, dann Augensalbe).
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Vorsicht mit Kontaktlinsen
Wer Kontaktlinsen trägt, sollte diese vor der Anwendung von wirkstoffhaltigen Augentropfen herausnehmen. Nach circa 15 Minuten können harte Linsen wieder eingesetzt werden. Bei weichen Linsen ist das nicht möglich. Sie können durch die im Augenmedikament enthaltenen Konservierungsmittel beeinträchtigt werden. Diese Stoffe setzen sich in den Poren der weichen Linsen fest und sorgen beim weiteren Tragen für zusätzliche Reizungen.
Das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid kann die Linsen sogar verfärben. Eine Lösung für dieses Problem stellen Augentropfen in Einzeldosenbehältnissen dar. Sie enthalten keine Konservierungsmittel und sind besser verträglich. Aber auch hier gilt: beim Eintropfen Linsen herausnehmen und erst 15 Minuten später wieder einsetzen.
Konservierungsmittelfreie Zubereitungen mit Filmbildnern wie Povidon oder Polyvinylalkohol können auch während des Tragens der Linsen eingetropft werden. Sie werden sogar zur Nachbenetzung empfohlen. Beachten Sie die Angaben im Beipackzettel.
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Nach der Anwendung von Augentropfen kann das Sehvermögen für einige Minuten beeinträchtigt sein. In dieser Zeit dürfen Sie keine Maschinen bedienen oder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Bei Augensalben oder -gelen hält das verschwommene Sehen noch länger an.
Das Einträufeln von Augentropfen gelingt am besten, wenn Sie den Kopf etwas nach hinten neigen. Schauen Sie nach oben und ziehen Sie das untere Lid etwas nach unten. So bildet sich eine kleine Tasche des Bindehautsacks, in die die Tropfen einfach eingeträufelt werden können. Zwinkern Sie anschließend mit den Augen, dadurch verteilt sich der Wirkstoff gleichmäßig.
Augentropfen im Fläschchen dürfen nach Anbruch nicht länger als vier bis sechs Wochen angewendet werden. Es kann zu Infektionen am Auge kommen, wenn die Haltbarkeit überschritten ist. Zubereitungen in Einzeldosenbehältnissen (Ophtiolen) enthalten keine Konservierungsstoffe und eignen sich nur zur einmaligen Anwendung. Reste angebrochener Ophtiolen dürfen deshalb am nächsten Tag nicht wieder verwendet werden, sonst besteht Infektionsgefahr.
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Tipps gegen das Austrocknen
- Falls Sie am Bildschirm arbeiten: Unterbrechen Sie die Arbeit am Computer durch regelmäßige Pause
- Trinken Sie mindestens zwei bis drei Liter Wasser, Fruchtsaftschorlen, Kräuter- oder Früchtetee
- Lüften Sie mehrmals täglich
- Schützen Sie ihre Augen vor Zugluft. Tragen Sie bei Wind oder beim Autofahren mit Gebläse eine Sonnenbrille. Besonders eignen sich Sportbrillen, die sich seitlich bis zur Schläfe biegen.
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